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Blog: Demenz

Magie zwischen den Zeilen: Wie Bücher Menschen mit Demenz berühren

Lesedauer: 3 Minuten

Inhalt

In der heutigen Zeit, in der Technologie und Bildschirme allgegenwärtig sind, scheint das gedruckte Wort manchmal in den Hintergrund zu geraten. Doch Bücher haben nach wie vor eine besondere Bedeutung und können für Menschen mit Demenz eine wertvolle Quelle des Wohlbefindens sein. In diesem Artikel werden wir untersuchen, warum das Lesen von Büchern oder das Vorlesen speziell für Menschen mit Demenz von großem Nutzen sein kann.

Der Einsatz von Büchern und die Art der Bücher ist vom Stadium der Demenz abhängig. Zu Beginn einer Demenz Erkrankung können Lieblingsbücher eingesetzt werden. Bei fortgeschrittener Demenz, kann man zum Beispiel Bücher einsetzen, die speziell für Demenzkranke geschrieben wurden, wie zum Beispiel Märchen in Kurzform oder Bildbände. Auch kurze Gedichte und Reime, die in der Biografie eine Rolle spielten, eignen sich für Menschen mit Demenz.

Der kognitive Nutzen des Lesens

Am Anfang einer Demenzerkrankung erleben die Betroffenen oft eine Beeinträchtigung ihrer kognitiven Fähigkeiten. Das Lesen oder Vorlesen eines Buches kann jedoch dazu beitragen, diese Fähigkeiten zu stimulieren und aufrechtzuerhalten. Durch das Lesen wird das Gehirn aktiviert, neue Informationen aufzunehmen, Zusammenhänge herzustellen und Erinnerungen zu aktivieren. Bücher können eine Art geistige Gymnastik sein und dazu beitragen, die kognitiven Funktionen zu verbessern und zu erhalten.

Emotionales Wohlbefinden

Menschen mit Demenz können häufig Schwierigkeiten haben, sich an vergangene Ereignisse oder ihre eigene Identität zu erinnern. Bücher können ihnen helfen, in eine vertraute Welt einzutauchen oder Erinnerungen an vergangene Zeiten wieder aufleben zu lassen. Das Lesen kann angenehme Emotionen hervorrufen, Erinnerungen wecken und den Zugang zu verloren geglaubten Gefühlen ermöglichen. Das Vorlesen kann eine beruhigende Wirkung haben und den Menschen mit Demenz das Gefühl von Geborgenheit vermitteln.

Beim Lesen oder Vorlesen eines Buches können Menschen mit Demenz mit den Charakteren und deren Erfahrungen mitfühlen. Das kann ein Gefühl der Verbundenheit und des Verständnisses vermitteln. Sie können sich in die Handlung einfühlen und dadurch positive Emotionen wie Freude, Begeisterung oder Spannung erleben. Dieses emotionale Wohlbefinden kann dazu beitragen, Ängste und Unruhe zu reduzieren.

Kommunikation und soziale Interaktion

Das Lesen von Büchern oder das Vorlesen kann auch die Kommunikation und soziale Interaktion bei Menschen mit Demenz fördern. Gemeinsames Lesen oder Vorlesen schafft eine gemeinsame Erfahrung, die zu Gesprächen und Interaktionen führen kann. Bücher können als Gesprächsanlass dienen und das Gedächtnis anregen, um über Inhalte, Charaktere oder frühere Leseerfahrungen zu sprechen. 

Praktische Tipps

Hier sind einige praktische Tipps, wie das Lesen von Büchern oder das Vorlesen für Menschen mit Demenz umgesetzt werden kann:

  • Wählen Sie Bücher mit vertrauten Geschichten oder Inhalten, die der Person mit Demenz bekannt sind. Das kann Kindheitserinnerungen oder Lieblingsbücher aus vergangenen Jahren umfassen. Bekannte Geschichten können das Interesse wecken und den Zugang zu Erinnerungen erleichtern.
  • Passen Sie das Lesetempo an die Bedürfnisse der Person an. Geben Sie ihr genügend Zeit, um die Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Unterbrechen Sie den Lesefluss nicht und ermöglichen Sie Pausen, wenn die Person Ruhe benötigt.
  • Berücksichtigen Sie die Vorlieben und Interessen der Person. Wählen Sie Bücher, die ihre individuellen Vorlieben, Hobbys oder frühere Berufe ansprechen, um das Interesse zu wecken. Biografien oder Bücher zu speziellen Themen können eine gute Wahl sein.
  • Machen Sie das Lesen zu einer gemeinsamen Aktivität. Lesen Sie gemeinsam mit der Person oder laden Sie andere Familienmitglieder oder Freunde ein, sich zu beteiligen. Dies schafft eine positive Atmosphäre und fördert die soziale Interaktion.
  • Nutzen Sie visuelle Hilfsmittel, wie zum Beispiel Bilderbücher oder illustrierte Ausgaben, um das Verständnis und die visuelle Stimulation zu verbessern. Bilder können beim Erzählen einer Geschichte helfen und das Eintauchen in die Handlung erleichtern.

Resümee

Das Lesen von Büchern oder das Vorlesen kann für Menschen mit Demenz zahlreiche positive Effekte haben. Es regt die kognitiven Fähigkeiten an, schafft emotionales Wohlbefinden und fördert die Kommunikation und soziale Interaktion. Bücher können eine Verbindung zur Vergangenheit herstellen und Menschen mit Demenz das Gefühl von Normalität und Verbundenheit vermitteln. Indem wir das Lesen in den Alltag integrieren und die Freude am gedruckten Wort teilen, können wir das Leben von Menschen mit Demenz bereichern und ihre Lebensqualität verbessern. 

Tipp

Außer Büchern können auch andere Medien eingesetzt werden.

Es gibt zum Beispiel Filme mit verlangsamter Bildfolge, in denen nicht viel gesprochen wird und die für Menschen mit Demenz entwickelt wurden.  ZeitGut bietet ab und zu Filmnachmittage an.

Einfache Puppenspiele sind ebenfalls für Menschen mit Demenz geeignet. Märchen können auch als Puppenspiel visuell dargestellt werden.

Beitragsbild: istockphotos.com © Dean Mitchell

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